Samstag – Tag 3

Ein langer Samstag liegt hinter mir.

Mit der Pressevorstellung von Alemanya – Willkommen in Deutschland ging es los.

Eine Geschichte über Emmigration nach Deutschland aus Sicht einer türkischen Familie.

Was nach Geschichtsunterricht klingt, entpuppt sich als angenehm witzige und leichte Komödie, in der für fremdenhass und Nazis kein Platz ist.

Stattdessen wird eine Familiengeschichte für den Kleinsten in der Familie erzählt, der selber garkein Türkisch mehr sprechen kann, aber trotzdem wissen will,

wieso Oma und Opa mal nach Deutschland gekommen sind.

Also führt uns der Film in ein kleines anatolisches Dorf und damit wir und der kleine Junge alles besser verstehen, müssen die Türken da natürlich alle deutsch sprechen, was die Sache in schnellem Tempo erzählt auch noch heiterer macht und das Leben und Sitten vor Ort nicht nur verständlicher macht fürs breite Publikum, sondern auch Barrieren abbaut, die vielleicht noch in den Köpfen der Leute da sind.

Zwischendurch geht es dannn auch noch in die Türkei, nachdem Oma und Opa ihren deutschen Pass abgeholt haben, denn Opa hat ein Haus und ein Grundstück im alten Dorf gekauft und die ganze Familie soll ran, um alles fit zu bekommen.

Es gibt also jede Menge unterbrechungen in der Geschichte, Nebenstränge und Ereignisse, die den gemeinsamen faden der geschichte ergeben und das Publikum keine Sekunde alleine zurücklassen.

Damit die Situation in Deutschland verstädnlicher wird, reden natürlich die frisch gerufenen Gastarbeiter in Deutschland Deutsch – also türkisch und die Deutschen reden einen palttdeutsch anmutenden  Dialekt, der fürs Deutsche Publikum mindestens so fremd klingen wird, wie für die Türken im Film.

Selbstverständlich gibt es auch türkische Dialoge, die dann mit Untertiteln übersetzt werden, aber das wirkt dann irgendwann ganz natürlich und trägt zum Scharm des Filmes bei.

Gandenlos werden auch unterschiedliche Handlungsstränge und Filmische Effekte genutzt um die Geschichte spannender zu machen. Unterschiedliche Ebenen, die sich gut verknüpfen lassen.

Spaßig und sehenswert ist meine Einschätzung.

Sehenswert!

Danach ging es für mich wieder ins Haus der Kulturen der Welt zu einer peruanischen Geschichte: Las Malas Intenciones

nachdem ich am Freitag schon El Premio gesehen hatte, passte dieser Film ganz gut in mein Programm.

Diesmal die Geschichte eines Mädchens, das in Peru zu einer zeit lebt, als gerade der Krieg zwischen Guerilla und regierungstruppen offen ausbricht.

Las Malas Intenciones wird in einem schnellen rhythmus erzählt, die Ereignisse überschlagen sich fast und Höhepunkt ist die geburt des Bruders, an desssen geburtstag die Hauptfigur ihren eigenen Tod kommen sieht.

das nahende baby sieht sie als Bedrohung, ihn als Ersatz für sich selber, weil sie für ihre Mutter und den neuen Mann wohl nicht mehr gut genug ist.

Dabei geht es um Mythen und Befreiungskämpfe, Krankheiten und gesellschaftliche Konflikte, immer aus einer egoistischen Sichtweise der wohlbehüteten reichen Protagonistin aus der Oberschicht gesehen.

Ihr folgt die Kamera und sie kann wirklich eine Plage sein.

Wer ihr etwas anderes erzählen will, wird ignoriert, selbst ihre beste neue Freundin scheint sich gegen sie verschworen zu haben und für das Baby zu sein.

Doch irgendwann kommt die Erkenntnis und die gestorbenen Helden aus der Vergangenheit, denen längst Denkmäler gesetzt wurden, können ihr dabei nur wenig helfen, denn die Heros sind ja schon längst vergangen.

Teils düstere Bilder und eine realistische Umgebung machen deutlich, wie aufwendig die Produktion war, auch wenn das die Hauptfigur nicht sympathischer macht, mit ihren Macken und dem gnadenlosen Egoismus eines reichen, verwöhnten Einzelkindes.

Eine Liebesgeschichte bildete meinen filmischen Abschluß: Shanza Zhu Schi Lian – Under the Hawthorne Tree.

Eine Liebesgeschichte zu Zeiten der Kulturrevolution.

Liebe unter den Jugendlichen darf es nicht geben, Linientreue und Pluspunkte sammeln, keine Fehltritte und alles geben für die Kulturrevolution steht auf dem Plan, der zu erfüllen ist.

Und doch passiert es, eine Liebe, einfach so und ungeplant.

Klar, dass das nicht offen gezeigt werden darf, weder Eltern noch Freunde oder die Arbeitsstelle dürfen davon erfahren.

Jede Menge Tränen am Ende des Filmes liefen über die Wangen des Publikums, obwohl ich zwischendurch doch sehr amüsant 🙂

Tatsächlich hat der Film seine stärksten Momente, wenn es keine Dialoge gibt.

Das Filmpärchen war dann auch fürs Q&A anwesend.

Mehr dazu demnächst…

Ebefalls Premiere hatten West is West und HaDiduk HaPnimi.

Beides empfehlenswerte Filme, über die ich demnächst mehr berichten werde.

Jetzt muß ich erstmal los ins Filmtheater am Friedrichshain, Jörgen und Anne interviewen…danach gehts zum Regisseur von Jess+Moss und seiner Hauptdarstellerin.

Bis später also

chris

Almanya – Willkommen in Deutschland

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