Dienstag Tag 6

Zwei Uhr Morgens entwickelt sich gerade zu meiner Standardzeit, um die für mich die tägliche Berlinale endet.

Nicht zuletzt hat das was mit den nicht ganz so schnellen S-Bahn und Busverbindungen zu tun.

Meine Filme vom Dienstag in der Übersicht:

The Future

Trotz netter Ideen hat mich der Film aus dem Wettbewerb gelangweilt. Die Geschichte wirkt durch und durch künstlich und auch die Charaktäre schaffen es trotz der zahlreichen  Konflikte und komischer Situationen nicht, dem Streifen Leben einzuhauchen. Es passiert so viel und doch wirkt es, als hätte jemand die Zeit angehalten. Der Verdienst der Regisseurin Miranda July geht für mich dahin, dass sie es schafft, selbst der lustigsten Szene einen depressiven Unterton zu verleihen. Selbst eine Sprechende Katze, von der wir Hhauptsächlich die Pfoten sehen hat einen Humor, der zwar nicht düster, aber depressiv wirkt…zum Glück darf sie sich am Ende des Filmes verabschieden – wenn sie es früher gemacht hätte, wäre auch das von den Protagonisten, die sich mit Ende 30 in ihrer Midlifecrisis befinden nicht bemerkt worden und hätte wohl keine Rolle gespielt. Mit dem Mond sprechen, Zeit anhalten, Beziehung retten, die Klimakatastrophe aufhalten, fremd gehen, Job verlieren, auf der Suche sein, etwas neues finden…äh ja…so könnte die Aufzählung weitergehen. Zeitverschendung.

Apflickorna – She Monkeys

Longieren/Voltigieren ist die Sportart, die Cassandra und Emma erstmals zusammenbringt. Zusammen trainieren, Dehnungesübungen und gemeinsame Freizeeitvergügen scheinen die beiden zusammenzuschweißen und auch Jungs haben da keine Chance dazwischen zu kommen. Qualifikation für den Wettbewerb und Erfolg sind dann aber wichtiger als alles andere und die aufkeimende Liebesbeziehung hat keine Chance. Nebenbei wird noch die Geschichte von Emmas kleiner Schwester erzählt, die in ihren Cousin verliebt ist, der öfter als Kindermädchen auf sie aufpasst und dann ist da noch der alleinerziehende Vater und der Hund, der trainiert werden muß. Eine Kleinfamilie, die nicht wirklich miteinander kommunizieren kann und wieder ein Film in dem das miteinander Reden, Problemlösungen suchen aufgrund persönlicher Probleme nicht funktioniert. in She Monkeys geht aber auch einiges ohne Worte, dennoch ist die geschichte etwas zu vollgestopft. Statt sich auf Emma zu konzentrieren, muß noch die kleine Schwester mit in die Geschichte, doch eine große Rolle spielt das Schwesternleben nicht und ein zwei Szenen hätten da schon ausgereicht. So wirken der Erzählstrang abgehackt und unterbrochen, was der Geschichte nicht gut tut. Trotzdem ein engagierter Film, der auch von den Darstellerinnen sportliches Können erforderte, das sie, wie die Regisseurin im Publikumsgespräch zugabe, innerhalb von drei Monaten erlernen mußten. Schön, dass auch mal auch eine Beziehung zwischen Mädchen Platz im Generationprogramm findet, wenn auch ohne Happyend.

On the Ice – Auf dem Eis

Ein Krimi auf dem Packeis und zugleich eine Geschichte über Freundschaft und Probleme der Community. Es ist kalt im Frühjahr auf dem Eis. Die Dorfjugend feiert gerne und verbringt die Freizeit mit Beats und Raps und die Jungs dürfen sich Battlen, das Publikum entscheidet dann schon, wem was gefällt. Zwischendurch gibts Alkohol, es wird gekifft und ganz neu, auch die Kunstdroge Meth geraucht. Aber auch Gemeindeveranstaltungen und traditionelle Tänze und Gesänge spielen für die Gemeinschaft eine wichtige Rolle – die eigene Kultur nicht vergessen oder vielmehr kennenlernen ist in dieser Zeit wichtig, in der sich so vieles so schnell verändert. Soziale Kontrolle durch die Gemeinschaft funktioniert nicht mehr so ganz wie früher. Und die Strukturen wirken durch und durch patriarchal – die Männer gehen auf die Jagd und die Frauen bleiben zuhause, werden Freundin oder Mutter, tauchen als Oma auf, die noch die eigene Sprache spricht, die nichts mit dem amerikanischen Englisch zu tun hat. Qalli und sein bester Freund Aivaaq machen zusammen Musik und gehen gemeinsam auf die Jagd und während der Eine der clevere ist, ist der andere mehr der Draufgänger. Aivaaq nimmt Drogen und auch seine Freunding ist schon schwanger, während Qalli demnächst weggehen wird um eine höhere Schule zu besuchen, Tradition pflegt und sich von Drogen eher fernhält. Als es auf die Robbenjagd gehen soll, ist Aivaaq schon mit James unterwegs, als Qalli ihn abholen will und er muß mit seinem Schneescooter nur den Spuren im Eis folgen, um die beiden einzuholne, doch schon von weitem bemerkt er, dass etwas nicht stimmt und mit dem Fernglas sieht er nur, wie sich die beiden neben dem ihrem umgekippten Schneescooter prügeln. Als Qalli ankommt versucht er dazwischenzugehen und im Handgemenge wird James getötet. Eigentlich ein Unfall, doch alles läuft von da an vollkommen falsch und gerät ausser Kontrolle, James wird in einem eisloch im Wasser versenkt und die Blutspuren werden entfernt. Bei der Rückkehr geht dann eine Suchaktion los, denn die Jungs behaupten James sei in eine Eisspalte gefahren. Abgesehen von den logistischen Herausforderungen, im Packeis zu drehen und bei frühlingshaften Temperaturen um die -20 Grad, wird hier eine brandheiße Geschichte erzählt. Die Darsteller bieten dem Publikum Platz mitzufühlen und Teil von etwas zu werden. Geschickt werden die aktuellen Probleme der Gemeinschaft in der nördlichsten Stadt der USA Teil der Erzählung. Nichts wirkt zu gekünstelt oder aufgesetzt. Zwischendurch hätte ich mir noch ein wenig mehr Thrill gewünscht, doch es wird einfach gut erzählt und das Publikum weiß bis zum Ende nicht, wo diese vielen Unwahrheiten und Lügen hinführen werden. Nur am Rande sollte bemerkt werden, dass die Berlinale ihre Datenbank der Filmsprachen um den Begriff ‚Inupiaq‘ erweitern mußte, da On the Ice der erste Film in 61 Jahren Berlinalegeschichte ist, in dem die Sprache der Polarkreibewohner gesprochen wird. Ein empfehlenswerter Film Über Freundschaft, Tradition, Drogen und natürlich Unwahrheiten.

The Mortician – Der Totengräber

Mein erster Berlinalefilm in 3D! und das schon auf meiner 16. Berlinale 😉 Sogar der Berlinaletrailer ist da in 3D zu sehen-schön das. Allerdings hatte ich zu Tagesabschluß ein wenig mehr auf Thrill, Blood und Suspense gesetzt, bekam aber stattdessen einen 3D Inependent-Leichenhallenfilm mit Arthausansprcch zu sehen – HaHa. Der Film spielt nach dem Niedergang der Gesellschaft durch Bankenpleiten und Korruption. Einer der sichersten Jobs ist der des Leichenbestatters, gespielt von Methodman, der sich mit Hingabe um die Ermordeten und üpbrigen Toten küpmmert, die ihm angeliefert werden. Sogar in seiner Freizeit betätigt er sich als Tierpräparator mit unglaublicher Hingabe. Er wirkt so deplaziert mit seiner großen Hornbrille, dem Bowlerhat und seinem langen Mantel, in dieser Umgewbung aus Müll, Verfall und Elend, dass bei mir der Skurilitätseffekt, die schauspielerischen Schwächen des Musikers schnell wieder wett machte. Die 3D  Qualität überzeugte mich durchgehen, trotz kleiner Schwächen und zwischendurch könnte der Arthausfilm auch als Dokumentation urbanen Verfalls durchgehen, so gut sind Orte und Einstellungen gewählt, wäre da nicht die weniger spannende Handlung des Spielfilmes. Kurzgeschichte-Totengräber beobachtet Leichenentsorgung im Kanal und wird von Junge dabei beobachtet. Tote ist Mutter des Jungen. Gangster bekommt mit, dass er beobachtet wurde und will Jungen loswerden. Onkel des Jungen ist auf Bewährung und arbeitet beim Leichbestatter. Gangster bekommts mit – Höhepunkt – Schluß. Abwechslung für den Leichbestatter – Prodtituierte und am Ende des Filmes lädt er sie zum Essen ein und sie erzählt, dass sie so arbeitet, damits ihrem entfernt lebenden kleinen Sohn besser geht. Bitte sprengt jemand diesen Drehbuchautor, der Frauen eigentlich nur als Opfer in deisen Film schreibt und dessen Rollenzuweisung klar darin besteht, dass Frauen Mütter zu sein haben und die Plagen egal in welchem Job möglichst durchbringen müssen und dass sie den Männern trost spenden müssen, damit es denen besser geht. Selbsverständlich sind Männerrollen ebenso stereotyp gezeichnet. So ist das wohl in einer zusammengebrochenen Gesellschaft, wo alle dann wieder Jäger und Sammler werden. Aktion gibts keine große im Film, einmal eine Verfolgungsjagd, die letztendlich in gefühlduseligen Dialogen und geheule endet und natürlich mit einem Totengräber, der den armen und Leidenden hilft und nebenbei noch sein Kindheitstrauma, den Verlust seiner Mutter bewältigt…ist euch das zu viel? Was solls-gutes Sounddesign, ein angenehmer Score und ein Soundtrack mit Mehodman und Co entschädigen zusammen mit der guten 3 D Umsetzung und den vorhing schon genannten urbanen Landschaften. Hier ein paar Worte des Regisseurs, nach der Premiere im Cinestar.

QandA-The_Mortician (mp3)

Jutro bedzie lepiej – Morgen wird alles besser-Das Interview mit Regisseurin Dorota Kedzierzawska – Danke an Kameramann, Produzent und Editor Arthur Reinhart für die Übersetzung!!

Morgen wird alles besser – Die Regisseurin (mp3)

Viel Spaß beim Reinhören.

Der Generation-Empfang in der Kalkscheune war wieder ein kleiner Höhepunkt des Festivals.
Viele Leute, gute Gespräche und frisch vereinbarte Interviews, die zum großen Teil heute stattfinden:)
Fast etwas zu früh um diese Zeit, freue mich aber schon auf die Regisseurin und die Darsteller von

Jutro bedzie lepiej – Morgen wird alles besser, die ich in einer Stunde treffen werde und auf die Regisseurin von

El Chico que Miente – Der Junge der lügt, die heute ihre zweite Vorstellung im Haus der Kulturen der Welt haben werden.

Bas van Prooijen und Iker Fernández

Bas ist Hauptdarsteller in – De Sterkste Man van Nederland-Der stärkste Mann von Holland
Mein Startfilm:

The Future – im Wettbewerb.

Bis später 😉

chris

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