Tag 2 Freitag 7.2.
Nach einem angenehmen Eröffnungsabend im Berlinalepalst mit anschließender kleiner Eröffnungsparty ein kurzer Rückblick zum Donnerstag.
Immerhin zwei Filme im Forum konnte ich bereits sehen Butter on the Latch war mein Eröffnungsfilm für die 64. Berlinale. Eine Mischung aus Dogma 95, Bühneninszenierung und Psychomovie schreibe ich mal ganz grob. Regisseurin Josephin Decker fordert einiges von ihrer Hauptdarstellerin Sarah Small, die Sarah auf der Suche nach sich selbst spielt und zugleich versucht ihre Freundschft mit Isolde neu zu finden. Start ist in New York, ein abstraktes Theatersück, zwei Frauen in weiß auf der Bühne, das Publikum aplaudiert, uns bleibt verbrogen was genau fasziniert. Als Sarah das Theater verlässt bekommt sie Isoldes Anruf, die nicht weiß wo sie ist und was passiert ist – der Tipp – renn schnell raus, verlasse das Haus und lauf da weg. Kurz darauf erleben wir Sarahs Absturz, der dem beim Telefongespräch ähnelt. Der erste Break ist dann die Ankunft in Mendocino, dort in einem Waldgebiet mitten in Kalifornien und sie trifft Isolde. Musik, Theater, Workshops, Tanzen beim alljährlichen Balkanfestival, vermischt mit Flirts, Desorientierung, fehlenden Erinnerungen, wirren Träumen und ein ungewollter Tod bestimmen fortan das Geschehen.
Wackelnde Handkamera, gezielte Unschärfe des Bildes, fehlende Beleuchtung und vor allem improvisierte Dialoge, kein fester Kamerawinkel, da entspricht Butter on the Latch vollkommen dem Dogmyprinzip, als würde die Kamera eben den beiden folgen und ihren Unterhaltungen oder dem zufälligen Geschehen. In den Traumsequenzen wird diese Ebene aber verlassen, intesiver Symbolismus und Inszenierung, fast Theaterhaft ersetzen das Dogma 95 Prinzip. Interpretation offen sag ich mal. Mich lies der Film mit seinem offenen Ende doch etwas unzufrieden zurück, auch wenn das Prinzip des „mach dir deine eigenen Gedanken liebes Publikum“ in Ansätzen gut rüberkam.
Vielleicht war es einfach der Versuch die Verzweiflung und die Ichbezogenheit des Charakters Sarah in den Mittelpunkt zu rücken, vielleicht ging es mit der ganzen Workshop und Musikgeschichte in Sachen Balkanfolg und Osteuropäische Musik aber auch einfach um ein wenig Mystik und den Versuch uns klarzumachen, dass Sarah abgesehen vom slivovic-Konsum auch noch andere Drogen nimmt, die für die Löcher in der Erinnerung und Wahrnehmungsverzerrung verantwortlich sein…oder vielleicht doch eine Krankheit von der wir nichts erfahren? Vielleicht war der Film auch einfach nur schlecht und es gelingt ihm auch in 72 Filmminuten nicht, die Freundschaft von S und I überzeugend und nachhaltig zu zerstören bzw. darzustellen. Sa., So., Di. und Mi. läuft der Film nochmal.
Kurzes Intermezzo danach mit einem kurzen Telefongespräch mit der Redaktion zu aktuellen Filmen etc.
Los Ángeles ist eine Mexikanisch deutsche Coproduktion von Damian John Harper. Der Start ist schon heftig, auch wenn wir nur die Geräusche hören-da wird jemand verfolgt und zusammengeschlagen, jemand zählt dazu, das Bild bleibt schwarz. Mateo ist auf der Leinwand zu sehen und die Schläge gehören zum Teil eins eines Aufnahmerituals zu einer lokalen Gang. Und Matteo will da rein, denn er soll für seine Familie nach Los Angeles um Geld zu verdienen, denn der Vater ist schon längst abgehauen und hat sich eine andere Familie besorgt. Die Gang gibt es auch in L.A. und der Einstieg in Alles soll dann leichter sein ist zumindest Matteos Hoffnung. Sein kleiner Bruder ist stolz auf ihn, wie er das Alles erträgt die Prüfungen werden härter. Gleichzeitig bekommen wir das Leben in der Gemeinde mit, die Sorge der Familien um ihre Kinder, die weggehen, die Zunahme des Bandenwesens und der fehlende Respekt vor Alter und Tradition. Auch Matteos erste Liebe und sein Versagen bei der schwersten Prüfung für die Gang, was zu bedrohlichen Situationen führt sind spannend aufregend und zugleich fast dokumentarisch erzählt. Eine gut gemachte Produktion, mit offenem Ende, die viel über die Strukturen und Mechanismen in einer kleinen mexikanischen Community verrät. Die Hoffnung auf das bessere leben, gar Reichtum stehen im Zentrum der Migrationsbewegung richtung USA. Und doch kommt nie einer wirklich reich zurück, wenn, dann fließt überhaupt nur ein wenig Geld für die Familie aufs Konto in der Dorfbank. Zum Überleben und Häuser bauen bzw. verbessern ist das genug. Die Arbeitssituation vor Ort ist da dann eher aussichtslos und das kann sich das Publikum selbst erschließen. Filmisch und schauspielerisch auf jeden Fall gut gemacht und damit auch sehenswert.
Danach hab ich meine beiden Jurykollegen endlich kennengelernt und ab gings zum Berlinalepalast über den roten Teppich…
Ist schon ein Erlebnis und mehr zum Film demnächst, hier erst einmal ein paar Bilder vom Abend.
Jetzt steht dann die Eröffnung Kplau im Haus der Kulturen der Welt an und ich habe erfahren, dass ich die Eröffnung mitmachen darf-bin schon ganz aufgeregt^^
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