Tag 2 – 8.2. Freitag
Nach zwei Tagen hat sich hier Alles eingespielt, als ich gegen kurz nach 11 in Hayatt eintraf reichte die Ticketschlange für Akkreditierte gefühlt über das ganze Stockwerk… Aber die Leute am Ticketcounter sind so professionell, dass ich in wenigen Minuten am Counter war und, welch ein Glück, die Tickets für meine vier Filme am Samstag gab es noch. Von da aus ging es mit meinem Kollegen Daniel gleich weiter in den Berlinalepalast. Kleiner Tipp: Es wird da ganz schön laut, wenn man in Reihe 10 etwas sitzt^^
Auf jeden Fall lief die Pressevorstellung des neuen François Ozon Filmes Grâce à Dieu, der in 137 Minuten den bisher größten sexuellen Missbrauchsskandal in Frankreichs Katholischer Kirche in Spielfilmform verarbeitet. Die Geschichte basiert auf dem realen Fall des Pater Bernard Preynat, der 2016 wegen sexueller Übergriffe auf rund 70 Jungen angeklagt wurde. Erzählt wird aus Perspektive der mittlerweile erwachsenen Männer. Einer bricht nach 30 Jahren das Schweigen, als er bemerkt, dass der Pater weiterhin mit Kindern und Jugendlichen zu tun hat. Allerdings geht er nicht an die Presse, sondern wendet sich direkt an die Kirche, einen Kardinal, der für den Priester verantwortlich ist. Viele Gespräche und ein frustrierendes anlaufen gegen Windmühlen, gepaart mit gebeten und guten Worten. Es kommt sogar zu einem arrangierten Treffen mit dem Täter, der zwar alles zugibt, aber sich rausredet. Der Kardinal ist auch glücklich, dass der Fall bereits verjährt ist. Aber er gibt nicht auf, wendet sich an die Presse, hat Rückhalt in seiner Familie und weiht auch seine 5 Kinder in seine Dramatische Geschichte ein, denn er will nicht aufgeben und als letzter Akt steht für ihn trotz Verjährung seines Falles eine Anzeige als letztes Mittel, was endlich auch die Presse ein wenig nach vorne bringt, vor allem Ermittlungen der Polizei. Es melden sich mehr Opfer, denn der Kirche und seinen Vorgesetzten war zwar einiges bekannt, aber lediglich einmal wurde er zu Nonnen versetzt. Ein Fall nach dem Anderen wird bekannt, als auch andere sich trauen, ihre traumatischen Erfahrungen nicht weiter in sich hineinzufressen. Ozon zeichnet eine stringente Geschichte, die die Hilflosigkeit der damaligen Kinder ebenso auf die Leinwand bringt, wie die Folgen für ihr Leben bis in die heutige Zeit, und ebenso das Versagen der kirchlichen Strukturen, vor Allem der Verantwortlichen Vorgesetzten, die es direkt ermöglicht haben, dass der Missbrauch nicht endet und dass es keine Anzeigen gibt. Die Perspektiven werden klar getrennt und der anfängliche Versuch, das kirchenintern zu lösen, stellt sich eben schnell als naiv heraus, weil eben nichts passiert, außer leerer Worte. Und im Film, wie in der Realität ist es eine Selbsthilfegruppe der Opfer, die dafür sorgt, dass etwas vorangeht. Da werden dann Fragen nach der Wahl der Mittel gestellt, wie man weiter vorgeht, die Frage, ob man nach all dem noch glaubt etc. Zugleich gibt es auch die Seite der Eltern, die damals Alles nicht so ernst genommen haben nur, weil der Pfarrer den Sohn geküsst hat, getreu dem Motto, was soll denn daran so schlimm gewesen sein und du bist ja jetzt erwachsen. Ein wenig Recherche und Krimi, viele Sets, Einstellungen und Stilmittel transportieren die Geschichte weiter und die Konzentration auf die unterschiedlichen Protagonisten. Gut gelungen ist auch die Darstellung des Missbrauchs, der nach den Erzählungen auch die Machtposition des Paters gegenüber den Kindern filmisch aufzeigt. Der Film wird schneller, nach seiner anfänglichen Erzählung aus nur einer Perspektive. Tatsächlich soll es im realen Leben im März ein Urteil im dem Fall geben. Zu sehen ist der Film im Wettbewerb und er wird auch in die Kinos kommen.
Danach hatte ich die Regisseurin Jenna Bass aus Südafrika im Interview, die mit ihrem Western die Sektion Panorama eröffnete. Hauptprotagonistinnen sind zwei Frauen, die sich zwischendurch zu zweit auf dem Rücken eines Pferdes versuchen ihren Leben zu entfliehen. Gleichzeitig sind sie auf der Suche, genauso wie die Polizistin, die nicht nur die Beiden verfolgt, sondern auch gerne ihr verpasstes Leben zurückhätte, oder zumindest doch ihren Verlobten, der frisch entlassen, gleich wieder in einen Mord verwickelt sein soll. Eine zwischenduch aufregende und gewalttätige geschichte, die Vergewaltigung in der Ehe ebenso thematisiert, wie die weiterhin bestehenden Ungleihheiten und Diskriminierungen im System Südafrikas. Die Sprache des Films ist Afrikaans und nur die schwarze Polizistin, oder vor allem sie, spricht zwischendurch englisch. Die Hauptfigut macht im Film eine schnelle Entwicklung durch, von der naiven frischverheirateten jungen Frau, zur eher desillusionierten kämpferisch auftretenden selbstbewußten und selbstbestimmten Frau, was ein wenig schnell geht, in der Geschichte. Höhepunkt des Filmes ist eine Schießerei zwischen der Polizistin und ihrem ehemaligen Polizeipartner, der seinen Sohn, der ebenfalls als Polizist unterwegs ist, schützen möchte. Doch das Drama geht weiter, denn das Babay der hochschwangeren Freundin wartet nicht…
Danach ging es sofort ind Haus der kulturen der Welt weiter, zum Glück mit dem Rad, bei strahlendem Sonnenschein. und während ncoh viele in der Einlassschlange warteten, bleib noch Zeit für ein kurzes Radio Interview für den Sender, entspannt auf der Garderobe sitzend, bevor es mit der Eröffnung meiner Lieblingssektion Generation losging. Cleo ist der erste Langfilm von Erik Schmitt, dessen ausgezeichneter Kurzfilm – Nashorn im Galaopp- vor einigen Jahren für AUfregung sorgte. Einige der filmtechnischen Spielerweien von damals wurden verfeinert und flossen auch in die Schatzsuche in Berlin mit ein, was natürlich wieder Spaß macht, wenn auch nicht immer passend wirkt. Weniger ist manchmal mehr. Zwischendurch wirkt die Situation dann auch ganz schön brenzlig oder bedrohlich und so ist der Film auch erst ab 9 Jahren empfohlnen.
Mein Abschlußfilm war dann We are Little Zombies, den ich mir damit schon zum zweiten Mal auf der großen leinwand ansehen durfte und auch ein drittes mal werde ich ihn gerne sehen, den ersten Langfilm von Makoto Nagahisa, in dem erstaunlich viel Rosa vorkommt, ohne dass die Aussichten rosa wären.