H is for Happiness Regisseur John Sheedy im Interview…
Premiere von Minamata, von Andrew Levitas mit Johnny Depp und Minami ist gelaufen. Johnny Depp spielt einen der bekanntesten Fotografen der USA nach dem zweiten Weltkrieg: W. Eugene Smith, der ein zurückgezogenes Leben führt und so ziemlich am Ende ist, ebenso wie seine Zeitschrift Life. Als er vom Herausgeber des Magazins „Life“ angefragt wird, um nach Japan zu reisen, wo er den Ursachen einer Quecksilbervergiftung nachgehen soll, unter der die Bewohner des Fischerdorfs Minamata leiden sagt er zunächst ab, aber als er eine passende Begleitung, gespielt von Minami findet, die seine Launen und seinen Alkoholismus erträgt, sagt er doch zu. Eine bedrückende Situation, eine kleine Ortschaft, jede Menge kranke Kinder und Erwachsene in einer kleinen gemeinde und als gegenpol die Riesige Fabrik, deren Chef das Kommen des Fotografen bereits gemeldet bekommen hat. Bestechungsversuche, Protestaktionen, Schicksale und ein trinkender, depressiver Fotograf, der es einfach nicht schafft, das Vertrauen der Leute zu gewinnen, gespielt von einem grauhaarigen bärtigen Johnny Depp, der natürlich schwanken darf, ganz ohne Piratenkostüm. Eine geschichte, die auf wahren Begebenheiten beruht und EInblicke in das Leben dieser kleinen japanischen Community ermöglicht, in der die Erkrankten teils als persönliche Schande empfunden werden und in der Industrie, Verwaltung und Politik eine gemeinsame Front gegen die betroffene Bevölkerung bilden. Wunderschöne Bilder einer verseuchten Gegend und ein Konflikt der heute so aktuell wie damals ist, seien es nun Goldgräber im Amazonas, der Mongolei oder Industrieunternehmen, denen Profite wichtiger sind als Menschenleben und Familienschicksale. Dramatisch wurden die Proteste in Szene gesetzt, besonders emotional wird es wenn es zum illegalen Fotoshooting ins Betriebskrankenhaus geht und das Ausmaas der Vergiftung offenbar wird. Gearbeitet wird viel mit Musik und Emotion, eine Hollywoodproduktion mit Stars eben, das muss nicht schlecht sein. Einige meinten, dass es eine der besten Rollen von Johnny Depp bisher sei, ich hätte mir allerdings gut jemand anderen vorstellen können, der den kauzig wirkenden Fotorgraf realistischer verkörpert. Die Geschichte ist schon spannend, aber es wirkt stellenweise wie Klamauk, doch zum Glück fährt kein Piratenschiff über den versuchten See… Das Leiden der Menschen vor Ort ist übrigens bis heute nicht vorbei.
Hier gibt es einen Schnipsel der Pressekonferenz auf der Berlinaleseite.
Mit El prófugu hab ich eine netten nette Psycho-Sex-Thriller im Wettbewerb gesehen. Geht gerne als B-Movie durch, hat es aber in den Wettbewerb geschafft. EIne Geschichte über eine Synchronsprecherin, in die ein fremdes Wesen einzudringen versucht, ein Intruder. Bemerkbar wird der durch Störgeräusche bei Synchronaufnahmen, dem versagen ihrer Stimme im Chor oder beim gewaltsamen Tod ihres neuen Freundes. EIn wenig Horror, übernatürliches und die vermischung von Realität und Traumwelt, mit Musik machen das Ganze so richtig schön trashig. Hauptdarstellerin Érica Rivas ist einfach klasse, wenn sie Sex-Horrorfilme synchronisiert, sich verliebt oder einfach ausrastet. Kleiner Tipp fürs Fantasyfilmfest, mit einer witzigen Schlusspointe. Hier ein Schnipsel der Pressekonferenz auf der Berlinaleseite.
Klasse war die Eröffnung der Generation 14plus mit Kokon von Leonie Krippendorff.
Eine Coming of Age Geschichte mit Nora, die sich in Romy verliebt, was halt einfach so passiert, mitten in Kreuzberg und in ihrer Blase der heteronaormativität ihres Freundeskreises. Zugleich eine Familiengeschichte im heißen Sommer 2018 von zwei Schwestern, die gerne mehr von ihrer Mutter hätten, der der Alkohol und Party machen in der Bar allerding wichtiger ist. Optisch wird die Geschichte mit Clips und Chats der drei jungen Schülerinnen begleitet, da wir als Bitch gerappt und die Jungs in der Schule haben Angst im Sportunterricht über ein Brett zu balancieren, weil es sie schwul aussehen lassen könnte. Doch genau da passiert es eben, dieses Schmetterlinge im Bauch haben und ungünstigerweise auch, die erste Monatsblutung zu haben, um sich dann per Videoclips Tipps geben lassen, w8ie das mit Binden und Tampons funktioniert, da muss nicht erst die große Schwester gefragt werden. Ein prima Film für 2020, denn trotz ihrer Umgebung ist für Nora klar, dass si8e halt einfach auf Mädchen steht und nicht auf Jungs. Kein Drama und doch ein weiter Weg, auf dem aus Raupen Schmetterlinge werden und manche davonflattern. Als Stichworte fallen mit CSD Berlin, nackt schwimmen im Freibad und Haare schneiden in der Containersiedlung ein, ein heißes Berlin. Sehenswert.
Nach Nicaragua ging es im Kplus-Film Perro, von Lin Sternal. Die Geschichte von Joshua McCree wird erzählt, der sein Dorf im Jungel verläßt, wie so viele andere, weil es dem neuen Kanal weichen soll. Die Kamera begleitet ihn in seinem Altag mit seiner Großmutter, in einem kleinen Dorf an der Pazifikküste. Hühner, Schweine, spielen mit Freunden am Meer, Schule und Beten sind Alltag. Die anfängliche Idylle trübt sich langsam und irgendwann geht es in die Stadt, mit dem Bott natürlich. Das Schwein wird verkauft und bei einer der Tanten beginnt ein neues, anderes Leben und in der Stadt ist Machismo angesagt. Ein einfühlsames Porträt ist der im kleinen Team gedrehte Film geworden, nicht unbedingt ein Kinderfilm, trotz des jungen Protagonisten. Und was aus dem Kanal wird, für den mehr als 60000 Menschen ihre Heimat verlassen mussten bleibt ungewiss.