Offiziell war heute der erste Tag der Berlinale.
Traditionell startet spannenderweie nicht der Wettbewerb um goldenen und silberne Bären, sondern die Sektion Forum als erstes, allerdings nur mit Pressevorführungen, die aber dafür schon ab 9:30 starten. Nach einem kurzen Ausflug ins Pressezentrum, um Tickets für die Generation Eröffnungsfilme zu besorgen, gings auch gleich rüber ins Cinemaxx. Der Eröffnungsfilm des offiziellen Wettbewerbes, der um 19:30Uhr mit der großen Galavorstellung das Festival eröffnet, wird gleich in zwei 10 Minuten versetzten Vorstellungen für die Presse gezeigt, um 12 und 12:10Uhr. Das ist auch wirklich nötig, da beide Sääle immer proppevoll sind. Ein Historienfilm aus Frankreich eröffnete die Berlinale: Les adieux à la Reine – Leb wohl, meine Königin! Jede Menge Kostüme und Prunk im Varsaille 1789. Die französische Revolution aus Sicht einer Bediensteten der Königin. Nocht irgendeiner Magd, sondern der Vorleserin der Königin. Sie Begleiten wir Tag und Nacht, zu einer Königin, die in einer Welt ohne Alltagprobleme und Armut existiert. Wir bekommen das Geschwätz und den Tratsch der Untergebenen mit, sehen die ärmlich wirkenden Behausungen des Personals im vergleich zum Prunk des Schlosses und am Rande ein wenig Armut auf den Straßen von Paris. Doch die Vorleserin lebt in dieser abgeschlossenen Welt und der Adel ebenfalls in seiner eigenen. Ein paar Intriegen, Liebschaften, Angst um die Anstellung und die verehrung für die Königin, persönliche Gefühle und Ansichten stehen im Mittelpunkt der Handlung. Eine Welt, in der der Sturm auf die Bastille Empörung auslöst und wir Erleben die Revolution in dieser hermetisch abgeschlossenen Welt des Schloßes mit Tratsch und Nachrichten die so schnell wie der Wind überall und in jedem Raum verbreitet werden, denn nichts ist gerade spannender als über Dinge zu reden, ohne sie zu erleben. Am Rande erzählt wird auch die Liebesaffaire der Königin, die hier eine Zuneigung bekommt, die ihr sonst verwehrt bleibt und gleichzeitig die enttäuschten Hoffungen ihrer Untergebenen. Eine emotional erzählte Geschichte vom Aufbruch in ein neues Zeitalter und beschränkt auf das Schloß, das gleichsam Bühne für Selbstinszenierung und Theater ist. Unterstrichen werden die guten schauspielerischen Leistungen vom Ambiente, der durchaus aufregenden Geschichte und einem Soundtrack und Sounddesign, das im großen Kinosaal voll zur Geltung kommt.
Danach hab ich erstmal einen TESLA gesehen, das Elektroauto, das Google mitfinanziert hat, der war gerade am tanken ;)…
Passte dann auch irgendwie zu meinem zweiten Film: Nuclear Nation aus Japan, der die ehemaligen Bewohnerinnen und Bewohner der Kleinstadt Futaba – gleich neben den Atommeilern von Fukushima – in ihrem Exil begleitet. Der Filmemacher zeigt das Leben der zwangsevakuierten 1400 Menschen , die in eine Highschool am Rande Tokio verfrachtet wurden. Wirkliche Hilfe für die betroffenen scheint es weeder vom Staat, noch von der AKW Betreiberfirma TEPCO zu geben. auch ein Jahr nach der Katastrophe gibt es für rund 800 Menschen noch keinen Platz zum weiterleben und eine schnelle Rückkehr scheint ausgeschlossen, auch wenn viele die Hoffnung nicht aufgeben wollen. Ein Zeitdokument, das in 140 Filmminuten ein unglaubliches Bild staatlichen Versagens, von Ausweglosigkeit, Resignation und Hoffnungslosigkeit aufzeigt. Obwohl man diet Sitzungen mit Politikern und Verantwortlichen mitverfolgen kann, gleicht alles einer absurden Theaterinszenierung, grade so, als könne Ignoranz das Problem schon lösen. Nur die Betroffenen selbst erkennen schließlich, hier in Form des Bürgermeisters – jetzt ohne Stadt-, dass der Glaube an die sichere Atomenergie und die Hoffnung auf eine Blühende Stadt und Gemeinde Dank Atomindustrie ein Fehler war. Nuclear Nation läuft im Programm des Forum. Wenn alles klappt, gibts demnächst auch ein Interview mit dem Regisseur.
Mein Tagesabschlußfilm war gleichzeitig der Eröffnungsfilm der Sektion Panorama. Großes Kino – Cinemaxx 7: KUMA vom österreichischen Regisseur Umut Dag
Eine Geschichte, die mit einer Hochzeit irgendwo in Anatolien beginnt. Nicht alle sind glücklich, selbst der Bräutigam wirkt nicht zufrieden und einige der Töchter eher zornig. Später erfahren wir auch warum, als es zurück nach Österreich geht – die junge Frau soll nur Zweitfrau sein – so will es die Mutter. Ersatz, falls sie ihre Chemotherapie und die OP nicht überlebt. Konflikte unterschiedlicher Welten, vor allem aber ein Familienportrait und ein Blick in eine Welt, die von Männern bestimmt wird und in der Sicherheit alles zu sein scheint. Die Filmcrew und der Regisseur waren nach dem Film im Kino zu Gast und Panoramaleiter Wieland Speck präsentierte sie dem Publikum. Hier gibts einen Ausschnitt aus dem Kinogespräch und einen Teil der Crew im Bild.
Berlinale2012-Panorama-KUMA-Saalgespräch
Na dann bis Freitag 😉
Chris