Da hat mich ein wenig das mobile web im Stich gelassen, bei so viel Publikum, Abel Ferrara wäre sonst hier gelandet, mit seinem Film Turn in The Wound im International zu Gast. Der Film beginnt mit Patty Smith im Studio und bei Vorbereitungen für eine Performance aus Musik, Filmprojektion und Texten zum Thema Krieg. Er führt uns zeitgleich in die Ukraine und wir sehen Kriegsfootage und sind mit der vom Krieg betroffenen Bevölkerung vor Ort und sie erzählen uns, was ihnen und ihren Familien, Freunden, Bekannten, Verwandten und Bekannten passiert ist. Zerstörung, Tod und Vertreibung durch die russische Armee und den Angriffskrieg. Zelenskyj erscheint im Interview, erklärt die Situation auf Englisch, während Patty Smith für ihre Performance zum Krieg probt und hinter ihr Bomben fallen, geschossen wird und Gedichte von Artaud oder Rimbaud zitiert werden. Das zieht rein und die Wackelkamera zwischendurch irritiert ein wenig. Mit einer ukrainischen Crew hat Ferrara seinen neuesten Film gedreht und sich vor Ort ein Bild gemacht, über die Sinnlosigkeit des Mordens und Zerstörens, gleichzeitig aber auch auf der Suche nach diesem Sinn. Unzufrieden und ungeduldig zeigte er sich mit den Fragen des Berliner Publikums, wird gleich zu Beginn auf die falsche, russische Schreibweise der Stadt Kiew in den Untertiteln aufmerksam gemacht und entschuldigt sich. Fordert Statements, weniger Fragen, mehr Gefühl. Ich hätte lieber zwei kürzere Dokumentationen gesehen, einmal Patty Smith, mit Proben und Liveperformance und einmal Ukraine, da könnte ich mit besser drauf einlassen. So kommt mir die Mischung öfter willkürlich vor und die Wackelkamera zwischendurch in der mit den berichten und Interviews aus der Ukraine ist auch nicht so mein Ding. Inhaltlich also spannend und ein wichtiger Einblick und Patty Smith, einfach klasse, geht aber unter, in der Kriegsrealität. Schade.
Eine Achterbahnfahrt der Gefühle, die erste Liebe und mehr gibt es in Young Hearts. Sich verlieben kann so schmerzhaft sein, gerade, wenn man nicht dazu stehen möchte. Elias ist 14 und ja eigentlich schon lange mit seiner Freundin aus derselben Klasse zusammen, doch dann zieht gegenüber Alexander aus Brüssel ein, in der kleinen Ortschaft. Die beiden werden freunde und natürlich ist Alex schnell mit in der gleichen Clique und ganz schön taff und gleichzeitig geht er offen damit um, auf Jungs zu stehen, als die beiden anfangen über Beziehungen zu reden. Da ist dieses neue Gefühl, das Elias hat und das bei seiner Freundin fehlt und so kommt es zu einem Kuss und einem Wirbel an Gefühlen, zu denen er aber nicht offen stehen möchte. Auch Alex ist klar, dass es so nicht funktionieren kann. Während Dorffesten, einem Ausflug nach Brüssel, einem Einbruch in die Ruine eines Schlösschens kommt es zum großen Streit und Elias muss erstmal weg, um sich klar zu werden, was er eigentlich will und was seine Gefühle bedeuten. Was ein wenig nach Klischee klingen mag, ist es tatsächlich nicht. Die Story ist dank der Einbindung von Elias Familie und deren offener Unterstützung, vor allem durch den Großvater, der ihn ein paar Tage aufnimmt, ist hervorragend umgesetzt. Was ein wenig fehlt, ist die Perspektive von Alexander, dafür umso mehr Elias und das klasse gespielt, mit allen Hochs und Tiefs des menschlichen Gefühlslebens. Genau, es geht nicht um den ersten Sex, sondern dieses Gefühl von Liebe zu einem Menschen, auf das sich der Film konzentriert und alles, was dazu gehört. Und ja, klar gibt es ein Happyend, und zwar ein richtig tolles. Umgesetzt hat Regisseur Anthony Schatteman mit dem Film seine eigene Geschichte, als Jugendlicher auf dem Land, mit damals schon großartigem Support seiner Familie. Sehr Empfehlenswert und dank Salzgeber vermutlich auch bald im Kino.